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Mit der Standesbeamtin kam die Polizei
(zu alt für eine Antwort)
P. Wichmann
2005-07-24 00:00:00 UTC
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http://fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/nachrichten/?cnt=702866&

Mit der Standesbeamtin kam die Polizei

Behörden in Frankfurt am Main wollen einen schwulen Iraner
abschieben. Er fürchtet, dass ihm in seinem Heimatland die Todesstrafe
droht.

VON M. THIEME (FRANKFURT)

Andre Aragoli flieht im Jahr 2002 nach Deutschland. Weil er in Iran
als Homosexueller verfolgt wird, erzählt er. Sicherheitskräfte hätten
Schwulenclubs in Teheran ausgespäht und Freunde verhaftet. Einmal sei
er von Spitzeln angegriffen worden und habe Verletzungen
erlitten. Zunächst sei er untergetaucht, dann geflohen. In Iran drohe
ihm die Todesstrafe.

Andre Aragolis Asylantrag wird vom Verwaltungsgericht Kassel 2004
endgültig abgelehnt. Zwar sei Aragoli "irreversibel homosexuell" und
in Iran seien homosexuelle Handlungen "mit der Todesstrafe bedroht",
formulierte das Gericht spitzfindig. Doch eine Gefahr bestehe für
Aragoli nur dann, "wenn er seiner homosexuellen Neigung nachgebend
sexuelle Handlungen mit Männern pflegen würde". Lebensgefahr könne man
jedenfalls nicht erkennen.

In Frankfurt lernt Aragoli währenddessen den Griechen Sevastos
Sampsounis kennen. Sie werden ein Paar und wollen ihre
Lebenspartnerschaft am 9. März dieses Jahres beim Frankfurter
Standesamt eintragen. Statt der Hochzeit bahnt sich aber etwas anderes
an: Die Standesbeamtin behält den Pass von Aragoli ein und leitet ihn
an die Ausländerbehörde weiter. Der nächste Termin für die
Vorbereitung der Trauung sei der 11. April, heißt es. Ende März müsse
Aragoli Deutschland verlassen, schreibt prompt die
Ausländerbehörde. Aragoli versteckt sich.

Als Aragoli und Sampsounis am 11. April zum Standesamt gehen, verlässt
die Beamtin den Raum. 45 Minuten vergehen, dann flüchtet Aragoli. Kaum
ist er weg, stürzen drei Polizisten in den Raum. Sie sollten ihn
festnehmen. Für Sampsounis, der in Darmstadt geboren wurde und seitdem
in Deutschland lebt, unbegreiflich: "Ich wollte nur heiraten!" Er ist
wütend auf die Behörden und sieht seine Rechte als EU-Bürger verletzt.

"Wir haben den Pass eingezogen, weil wir von der Ausländerbehörde
gebeten wurden", sagt Peter Dommermuth, Leiter des Standesamts. Zur
"Amtshilfe" sei man verpflichtet. Bei "Zweifeln am Aufenthaltsstatus"
informiere das Standesamt die Ausländerbehörde und diese rufe die
Polizei. "Das ist eine ganz fiese Geschichte", sagt Aragolis Anwalt
Reinhard Marx. "Standesamt und Ausländerbehörde haben meinen Mandanten
ausgetrickst." Zwar sei eine Lebenspartnerschaft rechtlich keine Ehe,
dennoch verstoße diese Praxis gegen die Eheschließungsfreiheit.

Als Aragoli sich am vergangenen Montag bei der Ausländerbehörde
meldet, wird er verhaftet und in ein Kasseler Gefängnis
gebracht. Jetzt hoffen die beiden Männer auf eine Petition, die beim
Hessischen Landtag anhängig ist. Wird sie abgelehnt, droht Aragoli die
Abschiebung nach Iran, von wo die Presseagentur Isna am 20. Juli
berichtet: "Das Urteil, zwei Männer hinzurichten, die
gleichgeschlechtliche Liebe praktizierten, wurde in Mashad, im Osten
Irans, vollstreckt. (...) Die Hinrichtung durch Erhängung fand
öffentlich und im Beisein einer Vielzahl von Zuschauern statt."
Felix Pfefferkorn
2005-07-26 14:01:25 UTC
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Post by P. Wichmann
Behörden in Frankfurt am Main wollen einen schwulen Iraner
abschieben. Er fürchtet, dass ihm in seinem Heimatland die Todesstrafe
droht.
Der LSVD-Pressedienst meldete grade:
| Protest erfolgreich: Andre Aragoli freigelassen

Gruß,
Felix
--
Niemand tritt in einen Sportverein ein und traegt auf dem Anmeldeformular,
wo Sachen wie Kreislaufschwaeche, Beinbruch vor 3 Jahren oder sonstwas
hingehoeren, das Woertchen "schwul" ein. (Jörg Frey in de.alt.gblf)
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